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Ich heiße Lene. Ich bin ziemlich schlecht in der Schule. Ich kann nicht gut lesen, und beim letzten Diktat hatte ich achtzehn Fehler. „Achtzehn Fehler, Lena!“, hat Frau Kammer gesagt. „Ich glaube, du musst dich etwas mehr anstrengen, sonst wirst du womöglich nicht versetzt.“
Ich habe einen großen Schreck bekommen, als ich das hörte. Ich will nicht sitzen bleiben, denn ich will in keine andere Klasse gehen. Ich mag Frau Kammer gern, und ich möchte weiter neben Regine Öhme sitzen, so wie jetzt. „Bitte doch deine Mutter, dass sie jeden Tag mit dir lernt“, hat Frau Kammer noch gesagt.
Meine Mutter kann nicht mit mir lernen, sie geht nachmittags arbeiten. Ich bin die Älteste, ich muss aufräumen, einkaufen. Um vier kommt mein Vater, der schimpft so viel. Er stellt auch gleich den Fernseher an und meine Geschwister toben herum, und dabei soll ich Schularbeiten machen. Mein Bett steht im Wohnzimmer und meistens kann ich nicht einschlafen, weil der Fernseher läuft. Das alles wollte ich gern Frau Kammer erzählen. „Was bei uns los ist, braucht niemand zu wissen“, sagt meine Mutter immer.
Als die Schule aus war, wollte ich am liebsten mit keinem reden. Ich wollte an die Schule, an die Fehler im Diktat nicht mehr denken. Es war mir so schwer am Herzen. Doch Regine kam. Regine ist noch nicht lange in unserer Klasse. Vor zwei Monaten ist ihre Familie in unsere Stadt gekommen. Regine hat sich am ersten Tag ganz von allein neben mich gesetzt und mittags gehen wir oft zusammen bis zur großen Kreuzung. Unterwegs erzählt sie über ihre weiße Katze, die gerne in Mutters Sessel liegt. Und wie sie Regine begrüßt, wenn Regine von der Schule nach Hause kommt. „Sei doch nicht so traurig“, sagte sie. „Ich habe auch elf Fehler. Aber meine Mutter diktiert mir jeden Tag eine Seite, das hilft bestimmt. Das must du auch machen.“
Plötzlich bin ich wütend geworden. Die hatte keine Ahnung! „Halt doch die Klappe!“, habe ich gerufen und dann musste ich heulen. Regine ist neben mir stehen geblieben. Da habe ich ihr alles erzählt. Sie hat zugehört und ein komisches Gesicht gemacht und nichts mehr gesagt. Kein Wort. Nicht mal „Auf Wiedersehen.“
Zu Hause stand das Geschirr herum, das musste ich abwaschen, Danach bin ich auf die Straße gegangen. Schularbeiten habe ich nicht gemacht. Ich habe mich nur auf die Treppenstufen gesetzt und gedacht: „Es hat ja doch keinen Zweck.“
Auf einmal stand Regine neben mir. „Tag, Lene“, sagte sie. „Ich will dich abholen.“
„Warum denn?“, fragte ich und dachte: „Das meint sie ja doch nicht ernst.“
„Du sollst mit zu uns kommen“, sagte sie. „Dann können wir zusammen mit meiner Mutter Diktat üben.“ „Warum denn?“, fragte ich wieder, und da sagte Regine: „Weil du versetzt werden sollst. Ich möchte gern mit dir in einer Klasse bleiben.“
Wirklich, das hat sie gesagt. Genauso! Zuerst wollte ich es immer noch nicht glauben. Aber dann bin ich mit zu ihr gegangen und vielleicht wird jetzt alles gut.